Employer Branding in der Wirtschaftskrise: Braucht es das noch – oder kann das weg?
- Marcus

- 5. Sept.
- 3 Min. Lesezeit
Weltweit verdichten sich die Krisensignale: Handelskonflikte und neue Zölle unter Trump verschärfen die Lage der Unternehmen, Kriegsrisiken in Osteuropa und im Nahen Osten treiben Energie- und Rohstoffpreise nach oben. Gleichzeitig ächzen Lieferketten unter geopolitischen Spannungen.
In diesem Umfeld reagieren viele Unternehmen reflexartig mit Sparmassnahmen. HR- und Employer-Branding-Budgets sind dabei oft die ersten Posten, die gekürzt oder komplett eingefroren werden. Aber ist das wirklich klug? Oder ist gerade jetzt der Zeitpunkt, das Arbeitgeberprofil zu schärfen?

Krise trifft auf demografischen Wandel und Fachkräftemangel
Die politische und wirtschaftliche Unsicherheit fällt in eine Phase, in der Unternehmen ohnehin vor einer historischen Herausforderung stehen: dem demografischen Wandel.
Deutschland verliert bis 2035 rund 7 Millionen Erwerbstätige durch den Renteneintritt der Babyboomer.
Schon heute melden über 50 % der Unternehmen in Schlüsselbranchen wie IT, Pflege, Handwerk und Ingenieurwesen Engpässe.
Der internationale Fachkräftemarkt wird durch Handelskonflikte und geopolitische Risiken zusätzlich unberechenbar.
Mit anderen Worten: Selbst wenn Auftragseingänge zurückgehen, bleibt der „War for Talent“ bestehen. Wer jetzt im Employer Branding spart, riskiert, in wenigen Jahren nicht mehr ausreichend Personal zu haben, um überhaupt vom Aufschwung zu profitieren.
Typische Fehler in Krisenzeiten
Die Kombination aus wirtschaftlichem Druck und politischer Unsicherheit verleitet viele Unternehmen zu Fehlentscheidungen:
Employer Branding wird als verzichtbarer Luxus betrachtet Die unmittelbare Wirkung auf die Bilanz ist schwer messbar – also wird gestrichen. Dabei ist Employer Branding ein strategischer Faktor für die Zukunftsfähigkeit.
Kommunikationsvakuum nach Aussen In Zeiten, in denen Zölle, Kriegsmeldungen und Energiekrisen Schlagzeilen beherrschen, verstummen viele Arbeitgeber in Social Media. Das wirkt unsichtbar – oder noch schlimmer: uninteressant.
Kurzfristige Panik statt langfristige Planung Wer ausschliesslich Kosten im Blick hat und Personal abbaut, verliert Know-how und Vertrauen. Mitarbeitende nehmen wahr, wie ernst es ein Unternehmen mit seinen Werten meint.
Demografische Blindheit In der Krise wird oft übersehen, dass die alternde Belegschaft bleibt. Wer jetzt nicht vorsorgt, hat in wenigen Jahren ein massives Personalproblem.
Ignoranz gegenüber der globalen Unsicherheit Arbeitgeber, die so tun, als ginge sie die grosse Politik nichts an, wirken realitätsfern. Gerade jetzt erwarten Talente, dass Unternehmen Position beziehen und Orientierung geben.
Warum Employer Branding jetzt sogar wichtiger ist
Die aktuellen geopolitischen und wirtschaftlichen Spannungen verstärken den Druck auf Unternehmen – und erhöhen zugleich den Wert einer starken Arbeitgebermarke.
Sicherheit und Vertrauen als Währung: In unsicheren Zeiten suchen Talente nach Stabilität. Wer offen und ehrlich kommuniziert, sticht heraus.
Differenzierung vom Wettbewerb: Während viele Wettbewerber in der Krise unsichtbar werden, können Unternehmen durch klare Employer-Branding-Signale Marktanteile bei Talenten gewinnen.
Langfristige Bindung: Mitarbeitende bleiben eher, wenn sie spüren, dass ihr Arbeitgeber auch in schwierigen Zeiten Haltung zeigt.
Signalwirkung nach aussen: In einem Klima von Zöllen, Handelsbarrieren und Kriegsrisiken ist eine stabile, transparente Arbeitgebermarke ein positives Gegengewicht.
5 einfach umzusetzende Massnahmen in der Krise
Trotz knapper Budgets lässt sich Employer Branding wirkungsvoll gestalten. Diese fünf Schritte helfen sofort:
1. Ehrliche Kommunikation zur Lage
Erklären Sie Mitarbeitenden, wie Zölle, Energiepreise oder geopolitische Risiken das Geschäft beeinflussen.
Zeigen Sie, welche Strategien Sie dagegenstellen – auch wenn diese nicht perfekt sind.
Authentizität schafft mehr Vertrauen als Hochglanzbotschaften.
2. Mitarbeitende als Botschafter aktivieren
Gerade in der Krise wirken Stimmen aus der Belegschaft glaubwürdiger.
Ermutigen Sie Teams, Erfahrungen in sozialen Netzwerken zu teilen – etwa wie sie trotz schwieriger Rahmenbedingungen innovative Lösungen finden.
3. Kulturelle Stärke sichtbar machen
Ob Weiterbildung, Zusammenhalt oder flexible Arbeitsmodelle: Betonen Sie, dass Sie sich trotz Krise um die Menschen kümmern.
Kleine Initiativen, wie interne Wertschätzungstage, signalisieren: Die Kultur trägt auch in harten Zeiten.
4. Demografie und Fachkräftemangel adressieren
Kommunizieren Sie klar, wie Sie die Zukunft sichern: etwa durch Programme für ältere Mitarbeitende, Nachwuchsförderung oder internationale Talente.
Zeigen Sie, dass Sie langfristig denken – und nicht nur auf die nächste Quartalsbilanz schauen.
5. Digitale Präsenz pflegen
Aktualisieren Sie Karriereseite, LinkedIn-Auftritt und Jobanzeigen regelmässig.
Auch wenn gerade weniger Stellen offen sind: Sichtbarkeit signalisiert Stärke und Weitsicht.
Fazit: Haltung zeigen statt verstummen
Trump-Zölle, Kriegsrisiken und volatile Märkte sind Realität – doch die demografische Entwicklung und der Fachkräftemangel bleiben bestehen. Unternehmen, die jetzt ihr Employer Branding vernachlässigen, sparen kurzfristig, verlieren aber langfristig an Attraktivität, Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit.
Gerade in unsicheren Zeiten trennt sich die Spreu vom Weizen: Wer mutig, ehrlich und konsequent kommuniziert, gewinnt das Vertrauen der Belegschaft und zieht die Talente an, die den nächsten Aufschwung tragen.
Employer Branding ist kein Luxus – es ist ein Überlebensfaktor.








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