top of page

Talent Relationship Management mit KI: Wie Unternehmen das Recruiting-Potenzial ihrer Kontakte erfolgreich ausschöpfen

  • Autorenbild: Marcus
    Marcus
  • vor 4 Tagen
  • 5 Min. Lesezeit
AI Support im TRM
AI Support im TRM

Wer mich kennt, weiss, dass ich grosser Fan von Talent-Relationship-Management (TRM) als Recruiting-Werkzeug bin und das auch schon mehrfach auf- und umgesetzt habe. TRM im Recruiting wird leider noch immer viel zu wenig genutzt. Viele Unternehmen jagen Bewerber:innen hinterher, führen Gespräche, treffen eine Entscheidung – und löschen danach alle Spuren. Der Kontakt ist weg, das Interesse verpufft, die Beziehung beendet.

Dabei war diese Person vielleicht gar keine Absage, sondern ein Match von morgen.


Gerade in Zeiten von Fachkräftemangel und unsicheren Märkten ist das fatal. Denn dort, wo Unternehmen ihre Kontakte einfach ziehen lassen, liegt ein enormes Potenzial brach: TRM, also der gezielte Aufbau und die Pflege von Beziehungen zu potenziellen Kandidat:innen – ist längst kein Luxus mehr, sondern eigentlich eine Notwendigkeit. Und dank künstlicher Intelligenz (KI) ist es heute einfacher, effizienter und persönlicher umsetzbar als je zuvor.



TRM ist Beziehungspflege – und KI macht sie skalierbar


TRM war früher vor allem eine Ressourcenfrage. Wer genug Personal hatte, konnte Kontakte halten, Newsletter verschicken oder ehemalige Bewerber:innen reaktivieren.

Für alle anderen blieb das Wunschdenken.


Doch KI ändert auch hier die Spielregeln. Sie ermöglicht es, Beziehungen kontinuierlich, individuell und gleichzeitig automatisiert zu pflegen. KI erkennt Muster, schlägt Zeitpunkte für Kontaktaufnahmen vor, analysiert Interessen und hilft, Inhalte zielgruppengerecht zu gestalten. Das Ergebnis: weniger Routinearbeit, mehr Zeit für echte Gespräche.


KI kann im Talent Relationship Management vor allem drei Dinge besonders gut leisten:


  • Automatisierung: Routineaufgaben wie Follow-ups, Updates oder Erinnerungen laufen im Hintergrund.

  • Personalisierung: Inhalte und Ansprache orientieren sich an Skills, Karrierestufe und Verhalten.

  • Datenintelligenz: Systeme erkennen Zusammenhänge zwischen Profilen, Rollen und Entwicklungen – und liefern Vorschläge, wer wann relevant werden könnte.


So entsteht ein Recruiting-System, das sich nicht nur auf aktuelle Vakanzen konzentriert, sondern vorausschauend Beziehungen aufbaut.



Von Excel-Listen zu intelligenten Talentnetzwerken


Lange Zeit bedeutete „Talentpool“: eine Excel-Tabelle mit Namen, E-Mail-Adressen und ein paar Notizen. Heute kann ein gut integriertes System, gestützt durch KI, weitaus mehr leisten. Es analysiert automatisch Lebensläufe, Social-Media-Profile oder frühere Bewerbungen und erkennt, welche Personen ähnliche Kompetenzen, Interessen oder Entwicklungspfade haben. Inzwischen bieten einige ATS-Anbieter TRM-Module als Add-on zu ihren Lösungen an oder haben die Funktion bereits integriert


So entstehen dynamische Netzwerke statt statischer Listen.

Ein Beispiel: Eine KI registriert, dass ein ehemaliger Bewerber, der vor zwei Jahren nicht ausgewählt wurde, mittlerweile Data-Analytics-Skills erworben hat. Das System schlägt automatisch vor, ihn erneut anzusprechen – mit einer personalisierten Nachricht.


Solche Vorschläge sind kein Zufall, sondern Ergebnis semantischer Analysen, die Zusammenhänge zwischen Skills, Keywords und Berufsfeldern erkennen. Tools wie hireEZ, SmartRecruiters AI Matching oder Eightfold.ai zeigen, wie aus Daten echte Beziehungen werden können.



Kommunikation, die persönlich wirkt – auch im grossen Massstab


Einer der grössten Hebel liegt in der intelligenten, KI-gestützten Kommunikation.

Statt anonyme Serienmails zu verschicken, kann KI heute Texte erstellen, die sich individuell und menschlich lesen – abgestimmt auf Berufsfeld, Karrierestufe oder Region.


Diese Art von gezielter, wertschätzender Ansprache lässt sich mit Tools wie HubSpot AI, Personio Engage oder sogar ChatGPT-Automationen in grossem Umfang umsetzen – und das mit erstaunlich wenig Aufwand.


Damit sich solche Nachrichten nicht nach Marketing-Floskeln anfühlen, braucht es allerdings eine gute Content-Basis. KI kann unterstützen, indem sie Texte anpasst, Themen vorschlägt oder Tonalitäten überprüft. Doch die strategische Ausrichtung – was, wie und warum kommuniziert wird – bleibt menschliche Aufgabe.



Content als Beziehungspflege: KI hilft beim Dranbleiben


Viele Talentpools sterben daran, dass sie schlicht in Vergessenheit geraten. Keine Updates, keine Inhalte, keine Kontaktpunkte. Dabei ist genau das Gegenteil nötig: Kontinuität.


KI kann dabei helfen, aus passiven Pools aktive Communities zu machen. Sie schlägt Themen vor, erstellt kurze Newslettertexte, analysiert Engagementraten und optimiert den Versandzeitpunkt. So bleibt die Kommunikation lebendig – auch dann, wenn gerade keine offenen Stellen existieren.


Wichtige Content-Formate im Talent Relationship Management sind beispielsweise:


  • Einblicke in neue Projekte oder Produkte

  • Lern- und Weiterbildungsangebote

  • Mitarbeitergeschichten oder „Day in the Life“-Beiträge

  • Veranstaltungen, Webinare, Meet-ups

  • Branchen- oder Unternehmensnews


So zeigt das Unternehmen Präsenz, ohne aufdringlich zu wirken – und bleibt langfristig im Gedächtnis.



Wenn KI erkennt, wer bald wechselbereit sein könnte


Eine der spannendsten Entwicklungen ist das Feld der Predictive Analytics. KI-Systeme können auf Basis von Verhaltensdaten (z. B. Profilaktualisierungen auf LinkedIn, Klickverhalten auf Karriereseiten, Engagement in Mailings) Hinweise darauf geben, welche Talente latent wechselbereit sein könnten.


Natürlich muss das datenschutzkonform geschehen. Doch richtig eingesetzt, ermöglicht es eine proaktive Ansprache, bevor ein Talent überhaupt aktiv sucht.


Das ist echtes Relationship Management – vorausschauend, individuell und wertschätzend.



Was Unternehmen dafür brauchen


Der Aufbau eines KI-gestützten TRM erfordert kein Millionenbudget, wohl aber Struktur.

Fünf Punkte sind entscheidend:


  1. Saubere Datenbasis – Ohne gepflegte und konsistente Daten erkennt keine KI sinnvolle Muster.

  2. Datenschutz & Transparenz – Kandidat:innen müssen wissen, dass und wofür ihre Daten gespeichert werden.

  3. Technische Integration – ATS, CRM, Karrierewebsite und Kommunikationsplattform sollten vernetzt sein.

  4. Recruiter-Enablement – Teams brauchen Know-how im Umgang mit KI, Daten und Automatisierung.

  5. Klare Content-Strategie – KI braucht Orientierung: Tonalität, Zielgruppen, Markenwerte.


Sind diese Grundlagen gelegt, lässt sich TRM auch in mittelständischen Unternehmen erstaunlich schnell implementieren.



Der messbare Mehrwert


Ein professionell aufgebautes Talent-Relationship-Management zahlt sich gleich mehrfach aus. Unternehmen, die kontinuierlich Beziehungen pflegen, profitieren von:


  • Kürzeren Besetzungszeiten, weil Kontakte bereits bekannt und vorqualifiziert sind

  • Geringeren Kosten, da teure Anzeigen oder Headhunter seltener nötig sind

  • Besserer Candidate Experience, weil Kommunikation konsistent und respektvoll bleibt

  • Stärkerer Arbeitgebermarke, durch authentische, langfristige Interaktion

  • Nachhaltigem Talentzugang, insbesondere bei Engpassprofilen


Wer TRM ernst nimmt, baut sich einen strategischen Vorteil auf, den kein kurzfristiger Kampagnenerfolg ersetzen kann.



Wie ein Einstieg in die Praxis aussehen kann


Ein leichter Start ist oft besser als eine grosse Vision.

Viele Unternehmen beginnen mit einem kleinen, aber effektiven Setup:


  • Ein ATS mit CRM-Funktion als Basis

  • Ein Matching- oder KI-Modul für Segmentierung (hireEZ, Eightfold.ai)

  • Eine einfache Newsletter- oder Content-Automation (HubSpot, Brevo, Zapier + ChatGPT)

  • Ein Reporting-Dashboard zur Erfolgsmessung (Looker Studio, PowerBI)


So lässt sich in kurzer Zeit ein System schaffen, das Beziehungen systematisch aufbaut – und das Recruiting-Team deutlich entlastet.



Mensch und Maschine: das perfekte Duo


Trotz aller Möglichkeiten bleibt klar: KI ersetzt keine echte Beziehung.

Sie kann Daten strukturieren, Inhalte personalisieren und Prozesse automatisieren – aber sie kann kein Vertrauen aufbauen.

Das bleibt Aufgabe der Recruiter:innen.


KI nimmt Arbeit ab, damit Zeit bleibt für das, was Recruiting im Kern ausmacht: das Zuhören, das Verstehen, das Gestalten von Beziehungen.


Oder, anders gesagt:

KI kann die Brücke bauen – aber überqueren müssen wir sie selbst.


Das brachliegende Potenzial im Recruiting


In unzähligen Datenbanken liegen tausende Kontakte, die seit Jahren niemand mehr angesprochen hat. Jede dieser Personen könnte morgen die perfekte Besetzung sein. Doch ohne System, ohne Beziehung, ohne Kommunikation bleibt dieses Potenzial ungenutzt.


Talent-Relationship-Management mit KI ist kein Zukunftsprojekt, sondern eine Gelegenheit, die jetzt reif ist. Es verwandelt anonyme Datensätze in echte Beziehungen – und macht Recruiting nachhaltiger, menschlicher und erfolgreicher.


Wer heute beginnt, in Beziehungen statt in Klicks zu investieren, sichert sich den entscheidenden Vorteil für die Zukunft: eine lebendige Pipeline statt leerer Versprechen.

Kommentare


Binningen, Schweiz

Abo-Formular

Vielen Dank!

  • LinkedIn
  • Twitter
  • Pinterest
  • Facebook

©2020 Marcus Fischer

bottom of page